Gewässergestaltung

Da ich von interessierten Besuchern immer wieder gefragt werde, wie ich denn den kleinen Fluss auf unserer Clubanlage gestaltet habe, werde ich Ihnen hier darüber berichten:
Zuallererst muss der Unterbau für das Flussbett gebaut werden. Da bei der von mir gewählten Methode später mit einem Heißluftföhn direkt im Flussbett gearbeitet wird, muss der Unterbau hier aus Holz entstehen, da es bei solcher Wärmebehandlung relativ unempfindlich ist. So entstand der Unterbau hier aus Pressspanplatten.

Da mein Fluss über zwei kleine Kaskaden laufen sollte, musste der Unterboden auch dafür vorbereitet werden. Dazu wurden hier dünne Spanplatten verwendet, in die auch schon die spätere Kontur gesägt wurde.

Um die Böschungen zu gestalten wurde ebenfalls massives Holz verwendet. Die Kanten sollten vor dem Einbau mit der Raspel angeschrägt werden.

Wer möchte kann eine Uferbefestigung aus geflochtenen Weiden darstellen. Dazu werden handelsübliche Zahnstocher verwendet, für die man am Ufer im Abstand von einem knappen Zentimeter Löcher in den Untergrund bohrt.

Für das natürliche Aussehen werden die Zahnstocher schwarz bemalt. Wer möchte kann natürlich auch Beize verwenden.

Um die eingeklebten Zahnstocher wird nun Blumendraht geflochten. Blumendraht eignet sich hier besonders aufgrund seiner Flexibilität. Nach dem Flechten können die Ritzen mit Holzleim verfüllt werden.

Nun kann das Ufer weiter modelliert werden. Hierzu habe ich eine Masse aus Sägespänen und Holzleim angerührt, die sich für gröbere Arbeiten wunderbar eignet. Damit wird auch der Bereich hinter der Uferbefestigung aufgefüllt. Abschließend wird auch der Blumendraht der Uferbefestigung schwarz angepinselt.

Danach kann mit der Gestaltung der Kaskaden begonnen werden. Für ein realistischen Aussehen habe ich hierbei auf echtes Gestein zurückgegriffen. Kleinere Gesteinsbrocken können mit einem Hammer beliebig auf die gewünschte Größe gebracht und mit Holzleim eingeklebt werden. Nebenbei können die ersten größeren Steine ins Flussbett geklebt werden.

Für die Feinmodellierung der Kaskaden wurde der so genannte "Holz-Reparatur-Spachtel" von Moltofill verwendet. Diese Spachtelmasse lässt sich wunderbar mit den Fingern auftragen und modellieren. Um die modellierte Oberfläche zu glätten hilft etwas Wasser.

Nun kann das Flussbett mit kleineren Steinchen und Sand ausgekleidet werden. Hierzu eignet sich Vogelsand, wie er in Tierhandlungen sehr günstig zu haben ist. Für ein realistisch wirkendes Bild sind dabei aber einige Regeln zu befolgen:
Größere Steinchen werden eher an das Ufer und andere Hindernisse "geschwemmt", während sich die kleineren Steichnen in der Flussmitte anordnen. Verklebt werden Steinchen und Sand mit einer dünnflüssigen Mischung aus Holzleim und Wasser, wie sie Profis auch zum Einschottern der Gleise verwenden.Damit die Mischung besser einzieht sollte man einen Tropfen Spülmittel hinzufügen. Gibt man etwas dunkle Dispersionsfarbe in die Mischung kann der helle Sand gleich etwas abgedunkelt werden.

Nach dem Trocknen kann das Flussbett farblich behandelt werden. Dazu vermische ich in unterschiedlicher Zusammensetzung grüne, braune und blaue Dispersionsfarbe. Stärkerer Blauanteil in der Flussmitte erzeugt einen Tiefeneffekt. Auf größeren Steinen unter der Wasserlinie und Richtung Ufer hin sollen Grüntöne Algenbewuchs darstellen. Algen und andere Wasserpflanzen können durch Pflanzgewebe von "Heki" oder "NOCH" dargestellt werden, indem kleinere Stücke in die Länge gezogen und in Fließrichtung des späteren Wassers in die noch feuchte Farbe gedrückt werden.

Jetzt kann endlich "Wasser" fließen! Als Wasserimitat habe ich auf das "E-Z Water" von "Woodland" zurückgegriffen. Dieses Granulat kann in Deutschland über die Firma "NOCH" bezogen werden. Entgegen der Gebrauchsanweisung die ein Einschmelzen der Kügelchen in einem erhitzen Gefäß empfiehlt, entschied ich mich dafür, das Granulat direkt im Flussbett zu verschmelzen. Dazu wurde ein Heissluftföhn benutzt. Um ein Wegfliegen der ersten Granulat-Kügelchen zu verhindern, wurden diese mit einem alten Lötkolben angeschmolzen und in das Flussbett gedrückt. Nun kann mit dem Föhnen begonnen werden.

Spätestens an den Kaskaden zeigt sich ein Vorteil des E-Z Waters. Im Gegensatz zu Gießharz erstarrt die Masse bereits nach wenigen Minuten, wenn man die Hitze wegnimmt. Sie kann aber jederzeit wieder angeschmolzen werden, um fortzufahren. Das Erlaubt auch das Arbeiten über mehrere Tage. Sollten sich beim Einschmelzen Blasen bilden, so können diese mit einem Holzstäbchen herausgetrieben werden. Durch den Föhn kann das Material auch in die kleinsten Ecken getrieben werden und läuft zum Ufer hin ohne hässliche Wulst aus.
Kleiner Tipp: Kümmel in die geschmolzene Masse eindrücken und man bekommt wunderbare "Fische"!

Achtung: Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, wird das EZ-Water nach einigen Jahren sehr schlagempfindlich und kann schon bei kleineren Erschütterungen brechen.
Alternativen zur Gewässergestaltung gibt es mitterweile in vielen Ausführungen am Markt, doch haben diese allesamt eine deutlich längere Trocknungszeit und müssen daher beafsichtigt werden. Auch Gewässer mit Gefälle sind dadurch schwieriger zu gestalten und eine spontane Unterbrechung der Arbeit ist nicht möglich!

Die Anlagenkante stellt bei der Gewässergestaltung generell ein Problem dar. So wurde eine Glasplatte an die Kante gespannt, bis zu der das Wasser hin verschmolzen wurde. Nach dem Trocknen lässt sich die Glasplatte dann durch einen kleinen Ruck rückstandslos entfernen (funktioniert auch bei Gießharz). Eventuelle scharfe Kanten durch das Anföhnen an die Glasplatte können durch kurzes Erhitzen mit dem Heißluftföhn beseitigt werden.

Nun kann die Begrünung des Ufers erfolgen.

Erst wenn die Begrünung vollständig abgeschlossen ist und sämtliche Grasfasern von der glatten Oberfläche des E-Z Waters entfernt wurden kann der krönende Abschluss erfolgen:
Die Gestaltung von Wellen und schäumendem Wasser. Für die Wellen wurde farblose "Window-Color" verwendet. Die Fenstermalfarbe wird mit einem Pinsel aufgetragen und mit den Fingern zu Wellen gedrückt. Das erst weise Material trocknet klar aus. Mit "Konturweiß" aus dem selben Programm wird schäumendes Wasser hinter Hindernissen wie Steinen, die aus dem Wasser ragen, oder den Kaskaden dargestellt. Die Farbe trocknet milchig weis aus und sorgt für einen realistischen Gesamteindruck.
Die Gewässergestaltung ist nun abgeschlossen!

Jetzt kommen auch die Figuren von "Preiser" zum Zug und können sich am Wasser ganz dem Angeln widmen.

Die von mir aufgezeigten Methoden stellen nur eine von vielen Möglichkeiten zur Gewässergestaltung dar und sie müssen keineswegs dogmatisch befolgt werden. So lassen sich die Fenstermalfarben aus dem "Window-Color" Programm genauso auf der glatten Oberfläche von Gießharz zur Gestaltung von unruhigen Wasser verwenden.
Probieren geht über Studieren" heißt die Devise und die besten Erfahrungen macht man natürlich immer selbst.

Ich hoffe ich konnte die wichtigsten Fragen hiermit beantworten und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Gewässergestalung auf Ihrer Anlage!

Von Matthias Winkler